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Interview: Herbert Kreuz zur digitalen Kommunikation im Tourismus

von: Ursula Thomas-Stein, kategorien: Interviews, datum: 23.11.2018

Benötigt eine Destination gar keine „offizielle“ Kommunikation mehr?


Herr Kreuz, Reisende nutzen heute soziale Netzwerke, Buchungsportale und Freizeit-Apps – wie bewerten Sie das als Presse-Sprecher von Hochschwarzwald Tourismus, HTG?

Herbert Kreuz: Die digitale Kommunikation wird immer wichtiger, dennoch braucht es auch den persönlichen und direkten Kontakt. Darauf legen sehr viele Gäste nach wie vor Wert. Unsere Tourist-Informationen, gerade in den stark frequentierten Orten, haben einen hohen Zulauf und auch klassische Info-Broschüren werden weiterhin gegriffen. Hier entscheidet immer auch die Qualität.

Was beobachten Sie speziell bei Ihrer Destination?

Kreuz: Das Durchschnittsalter unserer Gäste im Hochschwarzwald ist in den vergangenen Jahren stark gesunken, es liegt bei 41,8 Jahren im Schnitt. Urlaub in Deutschland ist wieder „in“, auch junge Menschen zieht es vermehrt in die Natur. Dementsprechend vermarkten wir mehr Angebote für diese Gästegruppen.

Welches Bild haben Sie denn vom Gast – was braucht er heute genau?

Kreuz: Er braucht den bestmöglichen Rundum-Service, der über die digitalen Kanäle zeit- und ortsunabhängig alle relevanten Informationen inklusive Tipps und Online-Buchung zur Verfügung stellt. Wir sind aktuell schon gut aufgestellt: mit unserer neuen Website, der Reiseführer-App und „Mein Hochschwarzwald“ – der Online-Einladung des Gastgebers direkt nach der Buchung mit ersten Infos zu Unterkunft und Region – und über die sozialen Netzwerke. Die klassischen Kanäle nutzen wir weiterhin gezielt, wo es sich anbietet. Wir müssen uns aber auch stetig weiterentwickeln.

Als Vermarkter oder als Region?

Kreuz: Beides. Ein großer Teil der Einheimischen bei uns lebt oder profitiert vom Tourismus in der Region. Umgekehrt funktioniert ein nachhaltiger Tourismus auch nur, wenn die Einheimischen Konzepte und Entwicklungen mittragen und alle gemeinsam in die gleiche Richtung steuern. Unsere Kommunikation zielt derzeit stark nach innen. Im kommenden Frühjahr wird es eine vierwöchige Ausstellung geben mit Portraits von Hochschwarzwälder Originalen. Denn, laut Statistischem Bundesamt werden die Menschen in Deutschland nirgendwo so alt wie im Hochschwarzwald. Wir nehmen das zum Anlass, um die ältesten Hochschwarzwälder für ihre Lebensleistung zu würdigen.

Welche Chancen bieten Bilder und Texte?


Kreuz: Wer es schafft, seine Inhalte mit Qualität mediengetreu aufzubereiten und damit bei den gewünschten Empfängergruppen für nachhaltiges Interesse sorgt, hat die Herausforderung wohl gemeistert. Wir setzen stärker auf Storytelling und gehen weg von reinen Angeboten. Damit wollen wir die regionale Identifikation, die Gästebindung und die Sympathie für den Hochschwarzwald verstärken.

Und, was kommt nach dem klassischen Pressetext: Wie werden Sie zukünftig Reisejournalisten, Blogger oder auch Internetbots informieren?

Kreuz: Der klassische Pressetext ist nach wie vor ein wichtiges Instrument, um die Medien mit Informationen zu versorgen. Künftig möchten wir noch mehr Anreize für Geschichten liefern, die über den Tourismus hinaus mehr über unsere Region und die Menschen hier erzählen. Auch Filmsequenzen möchten wir verstärkt anbieten, um über die digitalen Kanäle einen möglichst breiten Kreis zu erreichen.

Chatten mit den Gästen gehört auch dazu?


Kreuz: Über Website, App und die sozialen Netzwerke möchten wir die Live-Kommunikation mit unseren Gästen vorantreiben und dadurch Service und Betreuung verbessern. Unterkünfte, Ausflüge und Veranstaltungen sollen künftig einfacher und schneller buchbar sein.

Wie bewerten Sie die Perspektive der Gemeinden, deren Interessen sie vertreten …

Kreuz: Die Übernachtungen und Ankünfte im Hochschwarzwald sind seit Gründung der Hochschwarzwald Tourismus GmbH stetig gestiegen. Wir haben derzeit rund vier Millionen Übernachtungen pro Jahr und gehören zu den beliebtesten Ferienregionen in Baden-Württemberg. Ich glaube, die aktuelle Lage und auch die Perspektiven für unsere 17 Gemeinden sind sehr gut. Es bleibt aber wichtig, dass stetig auch in die Infrastruktur investiert wird und der Breitbandausbau vorankommt.

Und wo verbringen Sie Ihren nächsten Urlaub?

Kreuz: Das weiß ich noch nicht, weit muss es aber nicht sein. Im Winter geht’s voraussichtlich ein paar Tage Skifahren, im Sommer in die Berge.

Vielen Dank für das Interview, Herbert Kreuz!