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Interview: Produktionsleiter Stipe Matic hat einen Online-Auftritt und eine Vision als Stahlhändler

von: Ursula Thomas-Stein, kategorien: Interviews, datum: 16.01.2018

Vor sieben Jahren kamen Sie als Betriebswirt frisch von der Uni zu BHB – mit welchem Plan?


Stipe Matic: Ich wollte vieles. Teil der Firma sein, als Produktionsleiter die Firma mit meiner Familie weiterentwickeln und für alle Anspruchsgruppen einen Mehrwert erzeugen – also für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten. Und am ewigen Fortschritt der Firma und Familie teilhaben.

Was ist Ihnen gelungen?

Matic: Auch vieles. Unseren Online-Auftritt habe ich gleich angepackt, denn wir hatten bis dahin noch gar keine Präsenz im Internet. Dazu kam die Sortimentserweiterung mit Schraubanschlüssen. Und ganz allgemein – die Einführung einer definierten Unternehmenskultur und betriebswirtschaftlicher Strukturen und Entscheidungsmuster. Alles, um das Unternehmen professioneller und strukturierter zu leiten.

Konkret?

Matic: Ich habe unsere Abläufe analysiert und überlegt, wie wir sie verbessern können. Fast dreißig Jahre lang ist bei uns jede Bestellung per Telefon oder Fax gelaufen – heute wird dafür auch die Kontaktfunktion auf unserer Website genutzt. Und per SMS werden die Kunden informiert, wann die Lieferung eintrifft. Diese Information ist sehr wichtig, denn auf der Baustelle zählt jede Minute. Auch die Unordnung, die früher bei mehrteiligen Aufträgen entstehen konnte, haben wir in den Griff bekommen. Wir haben ein farbiges Etiketten-Leitsystem entwickelt, das solche Aufträge ordnet. Dann haben wir auch den Zwei-Schicht-Betrieb eingeführt, um die Maschinenstunden-Zeit im Betrieb zu erhöhen.

Wie hat sich Ihre Unternehmenskultur entwickelt?

Matic: Sie besteht eigentlich nur aus den drei Wörtern: Können, Wissen und Wollen. Wir sehen darin unsere Erfolgsfaktoren, die uns weiterbringen. Diese Kultur bietet uns Orientierung und beantwortet unserem Team jeden Tag die Fragen: Wie verhalte ich mich am Arbeitsplatz? Oder in gewissen Situationen? Wie kommuniziere ich mit meinen Kollegen und Vorgesetzten? Ich finde, es kommt eigentlich gar nicht darauf an, mit welchem Material man arbeitet – sei es Stahl, Glas, Beton oder Holz – sondern wie man mit den Leuten kommuniziert, mit denen man tagtäglich zu tun hat. Da wollte ich ein neues Denkmuster und Kommunikationsverhalten entwickeln.

Wie sehen Sie den digitalen Wandel als Betonstahl-Profi?


Matic: Ich denke, Mensch und Maschine können noch besser miteinander arbeiten und besser aufeinander abgestimmt werden. Das ganze Produktionssystem wird sich verändern. Da die Maschinen immer leistungsfähiger werden, werden wir in Zukunft immer weniger Mitarbeiter benötigen. Ich sehe, dass wir eines Tages in der Produktion keine Produktionsmitarbeiter mehr haben, sondern Arbeiter des Wissens, die in unserem hochmodernen Betrieb wie Ingenieure arbeiten – mit automatischer, besserer Vorbereitung und weniger Verletzungsrisiko.

Ihr Vater hat als Eisenbieger gearbeitet, lange bevor er 1987 den Betrieb gründete. Fühlen Sie sich auch als stahlharter Eisenbieger?

Matic: Ich weiß, was es bedeutet, Eisenbieger zu sein, da ich in den Schul- und Semesterferien das Handwerk von der Pike auf gelernt habe. Ich habe mit Begeisterung gebogen, geschnitten, zusammengesetzt, positioniert, in Form gebracht, wenn’s falsch gebogen war, wieder richtig gebogen, abgeladen, beladen – das komplette Programm. Ich fühle mich nicht als Eisenbieger, aber es ist ein wichtiger Teil von mir.

Wichtig, um Ihr Geschäft zu verstehen?

Matic: Ja, genau. Und ich verfüge selbst über genügend Know-how und kann meine Mitarbeiter jederzeit anweisen, wie zu produzieren ist. Ich fühle mich mehr wie ein Unternehmer, der nicht nur im Unternehmen arbeitet, sondern auch am Unternehmen. Am ehesten wäre ich also ein stahlharter Produktionsmanager (lacht).

Ihre Vision – an die Spitze aller Stahlhändler zu kommen?


Matic: Wir kommen der Spitze in Deutschland immer näher. Aber vielleicht ist es auch gut, seine Vision gar nie zu erreichen. Denn das heißt, dass wir uns immer weiterentwickeln.

Danke für das Interview, Stipe Matic!