nach oben

Nach dem Storytelling-Meisterkurs: Interview mit Text-Trainer Michael Matthiass

von: Ursula Thomas-Stein, kategorien: Content, SEO & Co., Interviews, datum: 25.11.2019

„Storytelling ist die einzige Art, wie wir komplexe Informationen aufnehmen“, sagt Michael Matthiass; er ist international ausgezeichneter Kreativdirektor und Dozent an der Hamburg School of Ideas, früher – die Texterschmiede.

In seinem Meisterkurs „Text, Aufbau und Storytelling“, den ich jetzt besucht habe, ging es unter anderem um die eigene Intuition, klare Botschaften und grundlegende Geschichten wie: Kampf mit dem Monster, vom Bettler zum König, die Mission, die Reise in eine fremde Welt und die Wiedergeburt.

Im Interview habe ich dann noch mehr erfahren – über den Meistertexter selbst, der eigentlich Musik studiert hat und heute als leidenschaftlicher Lehrer seinen Traumjob gefunden hat. Und auch zu Storytelling, speziell in der B2B-Kommunikation, gibt er wertvolle Hinweise.

 

Herr Matthiass, Sie bilden angehende Texterinnen und Texter aus – und Text-Profis weiter. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

 

Michael Matthiass: Textern mit meinem Wissen ein paar Umwege zu ersparen und Ihnen zu helfen, sich selbst weiter auszubilden, das ist schon sehr befriedigend.

In unserem Storytelling-Meisterkurs haben Sie die Gruppe immer wieder daran erinnert, auf die eigene Intuition zu achten. Warum ist das so wichtig?

Matthiass: Die Intuition ist nicht nur wichtig, sondern das entscheidende Tool, um Fehler zu finden und die Stellen zu identifizieren, wo ein Text noch nicht so fließend, klar, spannend ist, wie er sein könnte. Der Kopf, genauer: unsere Analysefähigkeit würde sich verlaufen, wenn die Intuition ihr nicht zeigen würde, wo es etwas zu analysieren und zu verbessern gibt.

Welche Anforderungen muss ein Briefing erfüllen, damit gute Texte entstehen?

Matthiass: Es muss absolut klar und präzise definieren, WAS zu wem gesagt werden soll, damit sich die Kreativen nur noch um das WIE kümmern müssen.

Mit der Botschaft sollen Kreative im B2B-Bereich auch viele Informationen und technische Details vermitteln …

Matthiass: B2B darf schon sachlicher, informativer, faktenreicher sein, so lange wir nicht vergessen, dass die Empfänger von B2B-Kommunikation gute Geschichten und spannende Texte genau so mögen, wie alle anderen.

 

Und wie passt Storytelling zu erklärungsbedürftigen Produkten?

 

Matthiass: Das ist eine lustige Frage. Wie passt Storytelling NICHT zu erklärungsbedürftigen Dingen? Storytelling ist tatsächlich die einzige Art, wie wir komplexe Informationen aufnehmen und dann auch noch behalten. Excel-Tabellen sind da am Ende komplett wirkungslos.

Wie erklären Sie zum Beispiel einem Maschinenbauer, der nicht zu Ihnen in den Meisterkurs kommt, was Storytelling bei seiner Zielgruppe bewirkt?

Matthiass: Ich erkläre es nicht, ich zeige ihm den Unterschied zwischen einer sachlichen Information und einer Information, die in eine Geschichte eingebettet ist. Der Rest ergibt sich von selbst. 

Keiner Ihrer Meisterkurse gleicht dem anderen, vermute ich – da die Gruppen immer neu sind. Ist das auch das Spannende für Sie?

Matthiass: Absolut. Ich habe oft das Gefühl, ich lerne in den Meisterkursen so viel, wie die Teilnehmer. Es gibt jedesmal eine völlig unique Mischung aus Formaten, Themen und spannenden sprachlichen Herausforderungen, ich schreibe mir tatsächlich nach jedem Kurs auf, was ich dieses Mal dazu gelernt habe.

Danke für das Gespräch, Michael Matthiass!

Mehr zu Michael Matthiass, Text-Trainer an der Hamburg School of Ideas, gibt es hier:
https://matthiass.com/
https://school-of-ideas.hamburg/