Interview: Nicole Jorns zu Fachkräften, Texten und Bauchgefühl

Nicole Jorns ist seit 20 Jahren Personalleiterin bei der Jorns AG. Der Maschinenbauer aus der Schweiz stellt mit einem Team von Fachleuten hochpräzise Abkantmaschinen her, die in alle Welt verkauft werden. Nicole Jorns habe ich gefragt, mit welcher Strategie und welchen Texten sie gezielt gute Fachkräfte anspricht – und findet.

Gute Teams zusammenzustellen ist nicht einfach – mit welcher Strategie gehen Sie vor?

Nicole Jorns: Nach der Durchsicht von den Personaldossiers lade ich die fachlich geeigneten Kandidaten zu einem Gespräch ein. Dieses führe ich zusammen mit dem Vorgesetzten der Abteilung. Wir versuchen im Gespräch herauszufinden, ob der Bewerber nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu uns passen würde. Für die Vorstellungsgespräche nehmen wir uns genügend Zeit und wir versuchen sie in einer freundlichen und angenehmen Atmosphäre zu führen.

Und wie entscheiden Sie sich dann für eine Fachkraft?

Jorns: Meistens kann ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Wir haben auch schon entgegen unserem Bauchgefühl Mitarbeiter angestellt, weil uns die Auswahl an Möglichkeiten keine andere Wahl gelassen hat. In den meisten Fällen bewahrheitete sich aber leider das Bauchgefühl. Ich würde nie einen Mitarbeiter anstellen, den ich persönlich toll finde, aber bei dem der Vorgesetzte bedenken hätte oder die Chemie nicht stimmt. Die Auswahl ist immer eine Teamarbeit und erfolgt nicht im Alleingang.

Wie hat sich die Suche nach Fachkräften in den letzten Jahren verändert?

Jorns: Qualifizierte Mitarbeiter in der Technik zu finden, ist schon seit Jahren schwer, egal, ob die Stellenausschreibungen jetzt online und über Sozial-Media stattfinden oder wie früher über Inserate in Zeitschriften. Wir setzen hier auf eigene Ausbildung und Mund-zu-Mund-Propaganda, das hat sich bewährt und nicht verändert.

Im Karrierebereich Ihrer Website schreiben Sie nicht nur Lehrstellen und offene Stellen aus. Sie positionieren sich auch als attraktiver Arbeitgeber. Wie kommt das an?

Jorns: Wir erhalten viele positive Feedbacks von Bewerbern – und Mitarbeiter empfehlen uns weiter und kommen nach einem Stellenwechsel oder einer Weiterbildung wieder zu uns zurück. Ich denke, dass unsere Positionierung somit korrekt ist.

Welche Ansprüche haben Sie an die Texte, mit denen Sie potenzielle Mitarbeitende ansprechen?

„Die Texte sollten aufzeigen, wer wir sind und wie wir ticken“

Jorns: Die Texte sollten nicht zu geschwollen oder abgehoben sein, sondern aufzeigen, wer wir sind und wie wir ticken. Wir sind kein Weltkonzern, sondern ein Familienbetrieb, in welchem persönlicher Kontakt großgeschrieben wird. Wir sind eher bodenständig und das sollte auch in den Texten herauskommen, denn auch nur dann sprechen wir die Personen an, die zu uns passen.

Für welche Textinhalte holen Sie sich professionelle Unterstützung?

Jorns: Die Homepage, Texte für Fachjournale und Inserate

Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit einer Web-Texterin oder einem Web-Texter besonders wichtig?

Jorns: Es ist wichtig, dass die Texterin unsere Produkte und unser Unternehmen kennt und spürt, wer wir sind und was wir mit den Texten erreichen möchten. Die Texte sollten in guter Qualität und termingerecht geliefert werden. Eine unkomplizierte Zusammenarbeit ist auch wichtig.

Welche Kanäle nutzen Sie noch für die Personalsuche? Betreiben Sie auch Active Sourcing? Also, schreiben Sie gute Fachkräfte, die Sie zum Beispiel in den sozialen Medien entdecken, auch mal direkt an?

Jorns: Ich bin kein Fan des Abwerbens von Mitarbeitenden, weil ich das selbst auch nicht schätze. Daher versuche ich dies, wenn möglich, zu vermeiden. Wir haben das große Glück, dass wir eine sehr kleine Fluktuation haben. Zudem sind wir überdurchschnittlich stark in der Ausbildung tätig. Viele von unseren Stellen können wir durch ehemalige Lernende besetzen. Diese kommen oftmals nach einigen Jahren Erfahrungen in anderen Betrieben und nach Weiterbildungen zu uns zurück. Sehr oft melden auch Mitarbeiter freie Stellen an Freunde weiter, welche sich dann bei uns auf die Vakanzen melden. Zudem pflegen wir einen sehr guten Kontakt zu den Personalbüros in unserer Umgebung, die mir dann gute Kandidaten liefern.

Was empfehlen Sie anderen produzierenden Unternehmen besonders gegen Fachkräftemangel?

Jorns: Selbst ausbilden und so mithelfen neue Fachkräfte auf den Markt zu bringen.