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Text-Tipp: Wann hilft der „Standardsatz Gendern“?

von: Ursula Thomas-Stein, kategorien: Content, SEO & Co., News, datum: 15.10.2021

Wann der „Standardsatz Gendern“ hilft? Eigentlich gar nicht. Der „Standardsatz Gendern“ oder „Gender Disclaimer“ hat ausgedient. Oft wird er in der B2B-Kommunikation eingesetzt, wenn der ganze Text in der männlichen Form formuliert ist, also im generischen Maskulinum. Aber hilft er da wirklich? Persönlich angesprochen werden nur Männer, alle anderen Menschen bleiben gedanklich vor der Tür stehen.

Dies können Sie umgehen, indem Sie in allen Ihren Textinhalten auf eine gendergerechte Sprache achten. Denken Sie schon vor dem Schreiben an Ihr Zielpublikum. Dies wird sich dann in einer bewussten und wertschätzenden Ansprache ausdrücken und die Wirkung nicht verfehlen: Die Menschen fühlen sich persönlich angesprochen. Lesen Sie dazu auch meine Text-Tipps zum besseren Gendern in der B2B-Kommunikation.

Wenn Sie noch nicht alle Ihre Textinhalte gendergerecht gestalten können oder, wenn es Stellen gibt, die in diesem Sinne noch nicht ganz rund sind, zeigen Sie, dass Ihnen das Thema nicht egal ist: Schreiben Sie Ihren persönlichen Genderhinweis, der dies klar macht.
 

Vorschlag für Ihren persönlichen Genderhinweis:

„Wir bemühen uns, unsere Texte in gendergerechter Sprache zu verfassen, damit sich alle Menschen (m/w/d) angesprochen fühlen. Dies ist uns noch nicht überall gelungen – wir arbeiten dran.“

Dieser Hinweis wird mehr Beachtung und Zuspruch finden, als der übliche Standardsatz Gendern. Angst vor Irritationen oder Kritik? Nicht nötig. Denn wer sich „aus Gründen der Lesbarkeit“ gar keine Mühe gibt, die Zielgruppe individuell anzusprechen, wird nicht viel entgegnen können.

Der Standardsatz Gendern lautet oft so:

„Aus Gründen der Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet; selbstverständlich sind alle Geschlechter mit gemeint“. Dies ist eine Fußnote irgendwo auf der Website oder in der Broschüre.
 

Wo liegt das Problem mit dem Standardsatz Gendern? Es sind mehrere:

- Studien zeigen, dass sich Lesende bei Texten, die im generischen Maskulinum geschrieben sind, vor allem Männer vorstellen. Dies gilt nicht nur für Berufe, die stereotyp männlich sind, wie „Ingenieur“; auch bei stereotyp eher weiblichen Berufen wie „Verkäufer“, wird eher an einen Mann gedacht. Daraus können wir folgern, dass das generische Maskulinum eben nicht generisch, also nicht allgemeingültig ist.

- Mit dem Gebrauch des generischen Maskulinums werden männliche Normvorstellungen sprachlich weiter verfestigt.

- Die Sichtbarkeit von Frauen und queeren Menschen wird eingeschränkt. Nach dem Personenstandsgesetz gibt es in Deutschland seit 2018 und in Österreich seit 2019 neben „männlich“ oder „weiblich“ noch eine dritte Option, und zwar „divers“.

Hinweise zu geschlechtsneutral formulierten Stellengesuchen:

Stellengesuche sollen geschlechtsneutral formuliert sein. Es empfiehlt sich, wenn möglich, das Arbeitsfeld zu beschreiben, nicht den Beruf, also: „Projektleitung“, „Fachkraft für“, „Projektkoordination“. Die Aussage kann durch verschiedene Zusätze verstärkt werden:

+ neben dem Zusatz (m/w) hat sich inzwischen (m/w/d) etabliert

+ international agierende Unternehmen verwenden auch die Abkürzung (gn) für geschlechtsneutral oder englisch „genderneutral“

+ aktuell wird auch der einfache Zusatz (a) angefügt – kurz für „alle“; dies setzt zum Beispiel die Stadt Freiburg bei ihren Stellenanzeigen ein und erklärt dies so:

„Wir lieben Freiburg, weil es ganz schön bunt ist. Auch als Arbeitgeberin. Deshalb freuen wir uns auf Bewerbungen (a)ller, die für ihr Thema brennen und uns und unsere Stadt weiterbringen wollen. Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Alter, Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung sind bei uns willkommen. Vielfalt – dafür stehen wir. Und das (a) im Jobtitel.“

Weiterführende gute Hintergrundinfos zu gendergerechter Sprache finden Sie in diesem Artikel:
www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/

Fazit: Persönlicher Genderhinweis statt Standardsatz Gendern

Egal, ob Sie schon über gendergerechte Sprache nachgedacht haben oder nicht – Sie wollen doch Ihre Zielgruppe, Ihre Mitarbeitenden, neue Fachkräfte und potenzielle neue Kundschaft nicht vor der Tür stehen lassen, oder? Und bevor Sie den angestaubten „Standardsatz Gendern“ (weiter) verwenden, nutzen Sie lieber gendergerechte Sprache. Damit positionieren Sie sich als attraktiver Arbeitgeber und offenes Unternehmen. Damit bitten Sie die Menschen herein.

Die Sprache hat natürlich mehrere Ebenen und manchmal ist es schwierig, alles perfekt zu machen: die Zielgruppe anzusprechen, grammatikalisch korrekt – mit der richtigen Botschaft. So kann es immer mal Textstellen geben, die nicht ganz gelungen sind. Dort ist es am wichtigsten, dass Ihre Botschaft rüberkommt – lassen Sie Ihr Bauchgefühl entscheiden. Ein persönlicher Genderhinweis, den Sie prominent platzieren, hilft Ihnen in diesen Fällen. So zeigen Sie, dass Sie als Unternehmen mitdenken und bereit sind, sich weiter zu entwickeln. Das wirkt einladend und sympathisch.

Welche Botschaft wollen Sie Ihrer Zielgruppe senden?